03 Dezember 2020
Blog

EN 10210 und EN 10219 mit neuem „Teil 3“

Mit dem Fortschritt der Technologie werden auch die Europäischen Normen für Stahlbau-Hohlprofile weiter überarbeitet. Nun wurde sowohl die EN 10210 (warmgefertigte Hohlprofile) als auch die EN 10219 (kaltgeformte Hohlprofile) mit einem dritten Abschnitt ergänzt.

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Mit dem Fortschritt der Technologie werden auch die Europäischen Normen für Stahlbau-Hohlprofile weiter überarbeitet. Nun wurde sowohl die EN 10210 (warmgefertigte Hohlprofile) als auch die EN 10219 (kaltgeformte Hohlprofile) mit einem dritten Abschnitt ergänzt.

Diese enthalten jeweils mehrere neue Stahlsorten, die spezifiziert werden können, darunter höherfeste und wetterfeste Stähle. Um eventuellen Verwirrungen durch diese neuen Stahlsorten und den neuen Teil der Normen vorzubeugen, gibt dieser Blogbeitrag Antworten auf mögliche Fragen.

Was wird durch den neuen Teil 3 abgedeckt?

Im jeweiligen neuen dritten Abschnitt wird sowohl bei EN 10210 als auch bei EN 10219 die Verfügbarkeit neuer Stahlsorten für Stahlbau-Hohlprofile aufgenommen. Dies sind hauptsächlich Stähle mit höherer Festigkeit, aber auch einige wetterfeste Stahlgüten.

Im Einzelnen handelt es sich dabei um:

  • EN 10210 – 3:
    • Hohlprofile, die unter Verwendung eines thermomechanischen Verfahrens warm umgeformt werden, darunter Sorten von S275MH bis S700MH sowie MLH-Güten – diese werden bei einer Temperatur von mindestens 580 °C in ihre endgültige Form gebracht, jedoch unterhalb der Normalisierungstemperatur, die für vollständig normalisierte Sorten (wie beispielsweise S355NH) verwendet wird. Daher haben Hohlprofile dieser Art nicht den gleichen Grad an Homogenität wie vollständig normalisierte Produkte.
    • Vergütungsstähle wie S460QH bis S960QH und auch QLH- und QL1H-Sorten – diese Stähle erreichen eine sehr hohe Festigkeit durch einen Vergütungsprozess, bei dem sie zuerst schnell von oberhalb der AC3-Temperatur heruntergekühlt werden, um eine spezifische Kornstruktur zu erreichen, und dann schließlich bei einer definierten Temperatur angelassen werden, um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen.
    • Stähle mit verbesserter atmosphärischer Korrosionsbeständigkeit, auch bekannt als wetterfeste Stähle, von S355J0WH bis S500K2WH
  • EN 10219 – 3:
    • Hohlprofile, die aus einem thermomechanisch gewalztem Ausgangsmaterial kaltgeformt werden, darunter Sorten wie S500MH bis S960MH sowie MLH-Güten bis S700MLH – diese Hohlprofile werden unter Verwendung von thermomechanisch gewalztem Bandstahl kalt umgeformt und haben daher andere Eigenschaften als die nach EN 10210.
    • Vergütungsstähle kaltgeformt aus entsprechendem Ausgangsmaterial wie S460QH bis S960QH sowie QLH- und QL1H-Sorten – diese Stähle erreichen eine sehr hohe Festigkeit durch einen Vergütungsprozess, bei dem sie zuerst schnell von oberhalb der AC3-Temperatur heruntergekühlt werden, um eine spezifische Kornstruktur zu erreichen, und dann schließlich bei einer definierten Temperatur angelassen werden, um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen. Diese Rohre werden in der Regel im Unterpulver-Schweißverfahren aus vergütetem Stahlblech hergestellt.
    • Stähle mit verbesserter atmosphärischer Korrosionsbeständigkeit, auch bekannt als wetterfeste Stähle, kaltgeformt aus Vormaterial in S355J0WH bis S500K2WH

Warum sind die gleichen Stahlsorten sowohl unter EN 10210 als auch unter EN 10219 zu finden?

Es ist wichtig zu verstehen, dass sich der Unterschied zwischen EN 10210 und EN 10219 auf die Art und Weise bezieht, wie die Hohlprofile geformt werden und welche Auswirkungen dies auf ihre eigentlichen Eigenschaften hat. Zwar tauchen unter beiden Normen Sorten mit der gleichen Nomenklatur auf, dennoch gilt Folgendes:

  • In EN 10210 bezieht sich die Sortenbezeichnung auf den Stahl im fertigen Hohlprofil.
  • In EN 10219 bezieht sich die Sortenbezeichnung auf den Stahl, der als Ausgangsmaterial vor der Kaltumformung des Hohlprofils verwendet wird. Hier wird das Gefüge beim Kaltumformprozess noch verändert.

Aufgrund dieses Unterschieds ist eine exakte Spezifikation des Hohlprofils sehr wichtig, bei der sowohl die Norm-Kennung (EN 10210 oder EN 10219) als auch die Stahlsorte (z.B. S460MH) verwendet wird.

Warum gibt es einen neuen dritten Abschnitt für diese neuen Stahlsorten anstelle einer Überarbeitung der bestehenden Normen?

Der jeweilige Teil 1 der EN 10210 sowie der EN 10219 sind im Amtsblatt der Europäischen Union (OJEU) im Rahmen der EU-Bauproduktenverordnung (CPR) veröffentlicht, weshalb sie mit einer CE-Kennzeichnung klassifiziert sind. Mit anderen Worten: Teil 1 hat einen besonderen Qualifizierungsstatus aufgrund der CE-Kennzeichnung im Rahmen der Bauproduktenverordnung.

Der besondere Status von Teil 1 im Rahmen der Bauproduktenverordnung führt dazu, dass zusätzliche Prüfungen erforderlich sind, um diese Teile der Norm zu ändern. Daher hat der verantwortliche Ausschuss beschlossen, dass diese neuen Stahlsorten übergangsweise in einem neuen Abschnitt (Teil 3) veröffentlicht werden sollten, der unabhängig von den Anforderungen der CPR liegt und eine schnellere Aufnahme dieser Stahlsorten in die Europäischen Normen ermöglicht.

Wann sollte Teil 3 verwendet werden?

Teil 3 der Normen EN 10210 und EN 10219 enthält eine Vielzahl neuer Stahlsorten, die den Weg für die Zukunft von Hohlprofilen weisen. Sie ermöglichen es den Stahlherstellern, diese neuen Stahlsorten, insbesondere hochfeste Stahlsorten, zu liefern und stetig weiterzuentwickeln.

Tata Steel ist mit seinem breit aufgestellten Produktportfolio für verschiedenste Sektoren Vorreiter bei der Entwicklung von innovativen Stahlsorten. Mit der Einführung unserer Stahlsorte Celsius S460NH nähern wir uns nun der Grenze des Machbaren innerhalb von Teil 1 der EN 10210 an. Zukünftig werden wir in unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf einige dieser fortschrittlichen Stahlsorten aus Teil 3 zurückgreifen. Inzwischen bieten wir im Rahmen unserer Hybox®-Produktreihe kaltgeformter Hohlprofilen einige Abmessungen in Stahlgüten bis zu S700MH an. Die Veröffentlichung von Teil 3 der Euronormen ermöglicht uns ein größeres Kundenvertrauen in diese und zukünftige Weiterentwicklungen.

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